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Groß-/klein schreiben – einfach erklärt!

Dein Kind schreibt Texte, in denen viele Rechtschreibfehler vor allem darauf beruhen, dass die Groß- bzw. Kleinschreibung falsch ist. Einzeln nach den Rechtschreibregeln gefragt, kann es diese allerdings meist korrekt wiedergeben.

Dann lassen wir uns Eltern manchmal dazu hinreißen : „Wenn Du Dich mal konzentrieren würdest, dann könntest Du es auch!“

 

Ist Dir das auch schon passiert?
Ganz so einfach ist es nicht.

Regeln kennen – Regeln anwenden

Ob ich eine Regel kenne und auch eine Regel anwenden kann, sind zwei verschiedene paar Stiefel.
Nur weil Du beispielsweise die Verkehrsregeln kennst und grundsätzlich weißt, wie das Autofahren funktioniert, beherrscht Du trotzdem noch lange nicht das Autofahren!


Vor dem Schreiben wird bei jedem einzelnen Wort entschieden, wie es geschrieben wird – in Sekunden-Bruchteile, immer wieder auf’s Neue.
Und genau hier liegt für viele Kinder die Herausforderung: erst denken, dann schreiben!


Durch Übung kann dieser Denk-Schreib-Prozess automatisiert werden.

Welche Regeln müssen denn beachtet werden?

Konzentrieren wir uns nur auf die Groß-Schreibregeln.

Denn wer weiß, welches Wort großgeschrieben wird, braucht sich um die klein zu schreibenden Wörter keine Gedanken mehr machen.


Nachfolgend eine kleine Übersicht über die am häufigsten vorkommenden Großschreibregeln – „eigentlich“ einfach:

 

Esels-
brücke
Regel Beispiel
V Verben mit Artikel, Attribut, Pronomen (nominalisiert) das Schreien, sein Schreien, lautes Schreien
A Anrede Höflichkeitsform Herzlichen Dank für Ihre Hilfe!
S Satzanfänge: immer nach einem Punkt, Frage- oder Ausrufezeichen! Heute scheint die Sonne. Morgen wird es regnen.
E Eigennamen, sowie Abkürzungen und Einzelbuchstaben Mit dem Zug fährt Bruno nach Rom.
US-Staat, das A und O
N Nomen: Könnte ein Artikel (der, die, das) davor gesetzt werden? das Wetter, viele Leute, die Dunkelheit, mein Auto, zwei Äpfel, der Morgen, am (an dem) Nachmittag

Üben, aber wie?

Oje – üben: Bei Dir stellen sich die Nackenhaare auf.

Öde lange Diktate – Du siehst vor Deinem geistigen Auge die Kämpfe mit Deinem Kind!

 

Stopp! Nein, das muss nicht sein.


Üben geht auch leicht ohne lange Diktate – hierzu ein paar Tipps:

  • Daumen hoch/nach unten:
    Du liest Deinem Kind einen beliebigen Text vor – langsam – Wort für Wort. Dein Kind entscheidet bei jedem Wort:
    • Daumen hoch: Wort wird großgeschrieben
    • Daumen nach unten: Wort wird kleingeschrieben
  • Diktat – nur Nomen schreiben:
    Du diktierst Deinem Kind einen Text und Dein Kind muss nur „Nomen“ aufschreiben. Oder Variante 2, nur die groß geschriebenen Wörter:
    z. B. Die Sonne strahlt heute besonders warm.
    -> Dein Kind schreibt: „Sonne“ (oder bei Variante 2: „Die“, „Sonne“)
  • Eigenen Text „Nomen“ unterstreichen:
    Dein Kind liest seinen eigenen Text durch und unterstreicht alle Nomen in seiner Lieblingsfarbe.
    Achtung: Vorab genau erklären – nur „Nomen“ unterstreichen, nicht alle groß geschriebenen Wörter!
  • Variante: eigenen Text „Nomen“ unterstreichen:
    • Du liest den Text Deines Kindes Wort für Wort durch und Dein Kind zeigt mit der Daumenmethode
      (Daumen hoch – groß schreiben, Daumen nach unten – klein schreiben) die jeweiligen Wörter an.
    • Du unterstreichst nur die Wörter mit Daumen hoch.
    • Anschließend überprüft das Kind, ob alle unterstrichenen Worte wirklich großgeschrieben sind.

Korrekte Rechtschreibung heutzutage noch sinnvoll?

Sollten wir heutzutage überhaupt noch Wert auf korrekte Rechtschreibung legen?

Im Internet wimmelt es von Rechtschreibfehlern!


Aus meiner Sicht ein ganz klares Ja:

  1. Der Sinn eines Textes erschließt sich oft nur, wenn er überwiegend richtig geschrieben ist.
    Lustige oft benutzte Beispiele:
    • Komm, wir essen, Opa! <-> Komm, wir essen Opa! (Was Opa essen?)
    • Wein in Massen trinken ist ratsam! (sollte wohl „in Maßen“ heißen, oder?)
  2. Im Arbeitsleben ist Rechtschreibung und Grammatik auf alle Fälle noch wichtig und oft ein Einstellungskriterien:
    • Was soll denn der Arbeitgeber denken, wenn er ein Bewerbungsschreiben bekommt, das vor Rechtschreibfehler wimmelt?
    • Oder will der Arbeitgeber nach außen sich mit Texten voller Rechtschreibfehler präsentieren?Wohl eher nicht.
  3. Und im Privaten:
    Wenn mal ein Liebesbrief (soll es auch noch geben😉) der/dem Liebsten geschickt wird, sollte dieser wohl auch korrekt verfasst sein – die Chancen sind wahrscheinlich höher erfolgreich zu sein.
  4. Außerdem sollte es im Interesse jedes einzelnen sein, unabhängig von Rechtschreib- und Rechenprogrammen zu sein und sein Kopf ein bisschen anzustrengen.
    Jeder ist der Chef über sein eigenes Gehirnpotential – nur wer sein Gehirn auch benutzt (nicht nur besitzt), wird langfristig auch ein gesundes Leben führen können.

(Quelle: Ideen aus www.lernfoerderung.de, www.lern-ort.de)